Ontologie zwischen Vernunft und Physik

Zusammenfassung

Die lebende Welt des Geistes und die tote Welt der Materie stehen logisch nebeneinander. Ist ihre Unvereinbarkeit nur scheinbar? Wie können diese Realitäten durch eine zusammenklingende Anwesenheit koexistieren? Unsere These lautet: Geistigkeit und Stofflichkeit können nur durch ontologische “Ewigkeit” der mathematischen Logik verbunden werden. Darauf sind die Voraussetzungen: (i) die physikalische Struktur des Dings stammt aus dem ontologischen Korrelat des Dings; und (ii) das ontologische Korrelat des Dings (nicht das physikalische Ding) wird in der geistigen Struktur der Vernunft gedacht. Also: dem ontologischen Wesen des physikalischen Objekts und dem geistigen Gedanken gehört dieselbe Natur aus einer Relation für die Einigkeit aus zweien. Aus dieser Relation taucht noch eine fremde Fähigkeit des Teilchens auf: ihm ist die Funktion der Vernunft im voraus bekannt. Dem Standpunkt der Quantentheorie zufolge stimmt diese Voraussetzung mit dem Wheelerschen Experiment der verzögerten Entscheidung überein. Aber: das vollständige Wissen aus diesem Komplex der Relationen ist gefährlich! Entzifferung des ontologischen Programms für solches Wissen impliziert Zerstörung der Quantenphysik und Abschaffung der geistigen Aktivität. Ein Sturz ins Nichts ist erweisbar. Bohr war folglich durch den Streit mit Einstein im Recht: Quantentheorie ist vollständig aus dem Standpunkt der Physik, nicht aber aus dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit.

1. Etwas für Nichts?

Was ist eigentlich das Nichts? Es existiert nicht! Deshalb gehört ihm kein Begriff. Aber: trotz der Unmöglichkeit des Begriffs taucht ein fremdes Etwas aus der Vorstellung "Nichts" auf. Also: "etwas anderes" macht "Nichts" zweierlei. Was ist es? Sind wir fähig Umstände der Entgleisung dieser Vorstellung im Bereich der Kontingenz auf irgend eine Weise zu erfassen? Nehmen wir eine Analogie an. Mathematik "lebt" mit dem Begriff "Punkt". Er ist aber kein Begriff! Der Punkt ist ein Ergebnis der Abstraktion aus dem Prozeß der Begriffsbildung. Ein solcher Prozeß führt zur Vorstellung von dem Begriff "Punkt", nicht aber zur Definition des Punkts. Also: "Punkt" (ohne den Begriff) ist vorstellbar aus möglicher Abstraktion. Die letzte teilt uns klar mit: ein uns unmöglicher Begriff existiert im Hintergrund möglicher Vorstellung. Damit ist zu beschließen: ein dem Gedanken unerreichbarer Punkt existiert mit seinem Begriff drüben unserer Erkenntnis. Er ist also "etwas anderes" aus dieser Analogie. In diesem Sinne ist das existierende Nichts (als "etwas anderes") ein Ergebnis der Abstraktion mit möglicher Vorstellung: es ist die existierende Leere physikalischer Realität! Das konkrete Dasein von Dingen (im Bereich kontingenter Existenz) tritt nur aus dem Sein-an-sich (im Bereich notwendiger Existenz) heraus. Wo ist dann der Schlüssel für eine Umwandlung mit der Abbildung notwendiger Realität? Ist er Eigentum des notwendigen Wesens? Ohne diesen Anspruch konnte keine Physik aus dem "Nichts" entspringen. Was sagt uns jetzt die Physik?

Kann das Weltall aus dem Nichts geschaffen werden? Was hat den Raum in Erscheinung gebracht? Vom Standpunkt der Physik wird das Weltall aus der Singularität angefangen. Diese These ist physikalisch annehmbar und theoretisch widerspruchsfrei. Hawking hat es nachgewiesen. Aber: die Singularität ist kein Ding; und eine Relation zwischen Etwas und Nichts existiert nicht. Also: das Weltall kann nur aus dem physikalischen Nichts, nicht aus dem nichtexistierenden Nichts abstammen. Ein solches Nichts ist allerdings "ontologisch etwas". Existenz physikalischer Größe hängt so von ontologischer Existenz ihrer Leere ab. Was ist sie? Die physikalische Größe kann nur aus ihrem ontologischen Korrelat abstammen. Es ist also physikalische Leere physikalischer Größe. Demnach ist die objektive Realität der Ontologie notwendigerweise der letzte feststehende Grund der Erscheinungen. Und eben an dieser Stelle ist die Wheelersche These: Physik ist vermittelst der Mathematik reduzibel zur Mathematik der Logik. Die letzte steuert (vom Anfang des Weltalls) mit der Materie aus dem Hintergrund der Physik. Die physikalische Geometrie taucht bei diesem aus mathematischer Geometrie durch Zuordnung von "Punkten" eines (Ontologie) zu "Punkten" eines anderen Bereichs (Physik) auf. Dieser Prozeß der Abbildung muß aus dem allgemeinen Erhaltungssatz für die universelle Existenz abstammen. Ihm sind Zustände "etwas physikalisch" oder "etwas ontologisch" dasselbe. So eine blitzende Schönheit der Einfachheit aus dem Wheelerschen Zentralmechanismus muß dem Zusammenspiel der beiden Realitäten gewährleisten: (i) ontologische Objektivität der Logik stellt eine Brücke zwischen Physik und Vernunft fest; und (ii) ontologisches Korrelat der Materie, das mit der Vernunft gedacht werden kann, liegt im Hintergrund der Physik.

Was sind diesem Standpunkt Schwert und Schild?

Ein physikalisches Objekt kann weder mit dem Finger verstanden noch mit der Vernunft berührt werden. Das ist trivial. Eine wahre Neuigkeit kommt aber aus dem Wheelerschen Experiment der verzögerten Entscheidung. Nämlich: die freie Entscheidung des Experimentators, ob er das Teilchen in einem Augenblick beobachtet oder nicht, bestimmt, ob dieses Teilchen in einem früheren Augenblick seine physikalische Natur geändert hat oder nicht. Also: das Teilchen "weiß" im voraus etwas von unseren Absichten. Das physikalische Teilchen kann natürlich keine geistige Entscheidung des Experimentators erkennen. Aber: dem ontologischen Wesen des physikalischen Teilchens ist (außerhalb der Zeit und unabhängig vom Raum) es möglich; ihm ist das geistige Feld der Vernunft völlig bekannt. Darauf ist die These: (i) die Vernunft versteht kein Ding sondern das ontologische Korrelat (Wesen) des physikalischen Dings; und (ii) das Ding an sich ist das nichtphysikalische Wesen des Dings, das führt es im Bereich der Erkenntnis ein. Und wirklich! Eine zusammenklingende Existenz der Quantentheorie mit der Vernunft ist unabweisbar. Arbeit des Dings an sich ist, nicht nur Erfahrung möglich zu machen, sondern auch Erkenntnis a priori zu erschaffen.

Ja! Ja! Das Schwert ist darauf Niels Bohr, der Schild aber Albert Einstein. Es ist bis das Ende darstellbar. Aus allem ist weiter leicht erweisbar: der These von Kant (= die Kopula “ist” stellt keine Prädikat der Existenz dar) gehören zwei „Gesichter“ aus den Urteilen

– das ontologische Argument (Anselm) ist falsch –

und

– das epistemologische Argument (aus der Scholastik ableitbar) ist richtig!

Das Urteil

– das mögliche Ding existiert –

mit der Bedeutung

– der Gedanke von dem möglichen Ding ist unmöglich ohne das ontologische Wesen für das Ding –

ist analytisch. In diesem Falle ist Negation des Prädikats kontradiktorisch. Aber: Kant zufolge setzt die reelle Existenz des Dings dem Subjekt nichts zu. Ihm war selbstverständlich: das Innere der Möglichkeit des Dings in der Vernunft muß mit dem Ding außerhalb dieser Möglichkeit koinzidieren. Dies ist richtig! In diesem Bild sah er ein synthetisches Urteil, das ohne Widerspruch negiert werden kann. Also: ihm zufolge gilt das ontologische Argument nicht. Dies ist noch einmal richtig! Aber: der Inhalt der Behauptung ist falsch! Existenz außerhalb der Vernunft (physikalisch) im Vergleich mit der Existenz innerhalb der Vernunft (ontologisch) ist nicht vollständig: sie sind (nach dem Erhaltungssatz der universellen Existenz) dasselbe. Ein synthetisches Urteil ist demzufolge unmöglich. "Synthese" ist immer eine Umwandlung des Wissens. Nehmen wir zum Beispiel ein analytisches Urteil an:

– dem Ding gehört räumliche Ausdehnung.

Diesem Urteil kommt weiter eine analytische Bestimmung zu:

– der räumlichen Ausdehnung gehört die Metrik des Raums.

Aus diesem ist auch das analytische Urteil

– die Metrik des Raums bestimmt seine Krümmung –

mit den Folgen (noch zweimal analytische Urteile)

– die Krümmung des Raums bestimmt das Schwerefeld –

und

– das Schwerefeld bestimmt das Gewicht des Dings –

für das letzte analytische Urteil dieser Reihe der Urteile

– das Ding besitzt das Gewicht –

dem wirklich keine Synthese kommt zu. Letztes Urteil ist oft ohne Begründung als ein Beispiel für die Synthese angeführt. Das ist falsch. Dem Begriff "Gewicht" des Dings entspricht zugleich ein zusammenklingendes Ereignis der Entstehung des Schwerefelds und des Dings. Und die Schwerkraft kann immer mit geeigneter Wahl des Koordinatensystems beseitigt werden. Also: der Massenpunkt bewegt sich kräftefrei auf einer Geodäten durch eine Änderung der Geometrie des Raums. Demnach ist das "Verschwinden" des Gewichts durch den freien Fall eine Folge der Relativisierung, nicht der Abschaffung der Größe "Gewicht". Sie gehört dem Ding als Eigenschaft des Raums.

Zum epistemologischen Argument gehen wir jetzt durch eine Rekapitulation der vorigen Thesen entgegen. Das ontologische Wesen W(T) des physikalischen Teilchens T wird mit dem geistigen Wesen der Vernunft gedacht: dies resultiert mit dem Gedanken vom Teilchen G(W(T)). Dabei weiß aber die Vernunft nichts von den Prozessen des ontologischen Geschehens und des geistigen Verstehens. Also: eine geistige Struktur außerhalb der Vernunft muß notwendigerweise wissen wie ein geistiges Ereignis der Vernunft mitgeteilt werden kann. Ohne diesen Anspruch wäre die Funktion der Vernunft unmöglich. Darauf folgt: die Bedingung des Wissens

– Wesenheit „hat die Eigenschaft“ der Geistigkeit –

gilt nicht für die kontingente Vernunft. Dieses Urteil

W(T) ε G(W(T))

liefert der kontingenten Vernunft das Ergebnis des Wissens (ohne die Bedingung des Wissens) aus der notwendigen Vernunft. Das ist das epistemologische Argument!

Es ist jetzt zu beschließen:

– die Innenwelt kontingenter Vernunft versteht die Außenwelt mit den Mitteln der Ontologie –

– ein synthetisches Urteil ist kontingenter Vernunft unerreichbar –

– Mathematik ist durch Umwandlungen des Wissens immer ein System der Tautologien –

mit dem Endbeschluß

„Etwas für Nichts“ ist Unsinn (= das Weltall ist nicht umsonst).

Diese Auffassung ist im Konflikt mit dem materialistischen Standpunkt. Der Geist ist dort nur eine Tätigkeit des Gehirns. Singer zufolge, zum Beispiel, müssen darauf komplexe neuronale Netzwerke Verantwortung für das Programm, das mit dem Gehirn steuert, übernehmen. In diesem Falle entspricht das Gehirn einer denkenden Maschine.

Gegen diese Vorstellung wurden zwei Einwände erhoben: erstens sei das materielle Programm für das Wissen unerreichbar; und zweitens, sei ein Konflikt mit der Logik unvermeidbar. Wie sieht es in einem aus?

2. Das Wissen über das Wissen

Gödel hat bewiesen, daß jedes hinreichend mächtige formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig. Darauf sind wir, Lucas zufolge, gezwungen anzunehmen: "Eine wie komplizierte Maschine auch immer wir bauen..., sie wird Gödels Satz unterliegen, daß sie eine Formel finden wird, die innerhalb des Systems unbeweisbar ist. Die Maschine wird nicht imstande sein, diese Formel als richtig zu beweisen, obwohl ein Geist sie als das erkennen kann. Mithin ist die Machine nach wie vor kein dem Geist gleichwertiges Modell". Daher ist eine materialistische Interpretation des Problems unmöglich.Trotzdem tritt auch die alternative Interpretation in Schwierigkeiten ein. Dem Geist ist auch ein Weg gesperrt. Wie könnte er ohne die Macht der Beweisbarkeit im Bereich der Axiomatik, alle Rechte beibehalten? Es scheint als ob müßte der Geist zugleich innerhalb und außerhalb seiner selbst existieren. Das ist unvorstellbar!

Kann also das Problem, trotz des Hindernisses, verstanden werden? Unbeweisbarkeit aus dem Bereich der Axiomatik ist eindeutig: wir können es nicht! Andererseits ist Anspruch aus der Logik: die Vernunft muß vor allem mit sich selbst verstanden werden; erst danach kann sie etwas anderes verstehen. Ohne diese Bedingung des Wissens versteht die Vernunft nichts. Mit welchem Recht wird dann das Wissen ein Erzeugnis der Vernunft? Es läßt sich nicht durch den denkenden Prozeß erreichen. Wir sind praktisch im Zirkelschluß: das Wissen braucht den Denkprozeß, der hängt von dem Wissen ab. Daraus ist nur eine Möglichkeit des Auswegs: das Wissen hängt von dem Wissen über das Wissen ab. Wo ist aber ein solches Wissen? Sind wir gezwungen Unmöglichkeit mit einer Unvorstellbarkeit zu heilen?

Nehmen wir eine Analogie an. Eine Aussage wie x = π cm ist unmöglich. Die transzendentale Zahl π aber existiert. Und wirklich! Der Umfang des Kreises mit dem Wert U = π cm ist anschaulich vorstellbar: er existiert. In diesem Sinne wird ein unerreichbarer Wert, nicht mit seiner Existenz, sondern mit der Notwendigkeit seiner Existenz, vorstellbar. Das müßte auch für das Wissen über das Wissen gelten: es wird, durch die Notwendigkeit seiner unvorstellbaren Existenz, vorstellbar.

Trotzdem bleibt auch diese These einstweilig bedenklich. Das Wissen von dem Wissen erfordert automatisch eine unendliche Reihe von Wissen im Hintergrund des Wissens. Dieses Problem führt eine Überlegung von Lucas ein: "Indem wir sagen, ein bewußtes Wesen wisse etwas, sagen wir nicht nur, daß es das weiß, sondern auch, daß ihm dieses Wissen bewußt ist und daß es weiß, daß ihm dieses Wissen bewußt ist und so weiter...". Da ist die Frage: kann diese Reihe mit der Bedingung des Wissens unterbrochen werden? Ein solcher Schritt ist erforderlich.

Die klassische Auffassung der Physik setzt eine scharfe Grenze zwischen Aktivität des Subjekts und Passivität des Objekts voraus. Andererseits man trifft oft Bemerkung, daß die Quantentheorie den Unterschied zwischen Objekt und Subjekt zerstört habe. Das Experiment lehnt diese Thesen unmittelbar ab. So bleibt nur das Problem der Verbindung. Reine Relationen aus der Analyse der Erkenntnis müssen da eine Rolle der Kopplung zwischen Gedanken und Wesen abspielen. Aber: die ideale Struktur der Mathematik findet dort keinen Begriff des denkenden Subjekts. Er ist unverbindlich mit den letzten Konstanten der Logik. Also: der Begriff "Subjekt" gehört nicht dem Feld der reinen Logik. Woher ist dann die Idee um das Subjekt? Ist sie aus einer prädeterminierten Harmonie? Die bejahende Antwort ist notwendig: ein Verständnis kann nur aus dem Wissen von dem Wissen kommen - dort ist die Bedingung des Wissens mit dem Problem des Subjekts. Also: die Existenz der notwendigen Vernunft ist unabweisbar. Wie sieht die Lösung aus dem Standpunkt der notwendigen Vernunft aus? Wir sind gezwungen anzunehmen:

– das Subjekt sagt dem Objekt wie es sich verhalten muß –

und

– das Objekt „sagt“ dem Subjekt wie es denken muß.

Es folgt darauf:

– das Subjekt und das Objekt sind gegenseitig abhängig –

und

– Innenwelt und Außenwelt der notwendigen Vernunft sind damit eine aus zweien.

Daraus gilt die These:

– die Verhüllung der notwendigen Vernunft ist zugleich eine Verhüllung der beiden.

Das Subjekt taucht erst nach der Entstehung der kontingenten Vernunft auf. Sie braucht Begriffe "Innenwelt" und "Außenwelt" als Folge der Trennung mit ihrem Schöpfer. Ihr ist die Sprache der notwendigen Vernunft unbekannt. Also: ihr sind nur Ergebnisse geistigen Verstehens, nicht der Inhalt ontologischen Geschehens, gegeben. Sie empfängt trotzdem prächtige Begabungen: die Macht der Vorstellung und die Macht der Schlußfolgerung. Diese Ausrüstung erlaubt kontingenter Vernunft anzunehmen: Quantentheorie stellt nur eine Verbindung zwischen Objekt und Subjekt, nicht eine Abschaffung dieser Realitäten, fest. Das Problem des Subjekts ist damit gelöst.

Die vorige Betrachtung entschleiert neue Symmetrie:

– geistiges Verstehen ontologischen Objekts sucht jede ontologische Veränderung von der das Objekt verstanden wurde –

und

– ontologisches Geschehen geistigen Subjekts verfolgt jede geistige Veränderung von der das Subjekt bestimmt wurde.

Daraus ist selbstverständlich

– „etwas wurde geschehen“ und „etwas wurde gedacht“ sind eine aus zweien.

Dies ist noch einmal die Bedingung des Wissens:

– geistiges Verstehen ontologischen Objekts „hat die Eigenschaft“ ontologisches Geschehen des geistigen Subjekts –

und

– ontologisches Geschehen geistigen Subjekts „hat die Eigenschaft“ geistiges Verstehen des ontologischen Objekts.

Sie regiert mit dem vollständigen Wissen im ontologischen Wesen der notwendigen Vernunft. Also: "ens habens in se rationem existentiae" versteht sich selbst durch die Bedingung des Wissens. Aber: jede ontologische Veränderung ist aus zweien festgestellt:

die erste Konstituante liefert die Aussage

– ich weiß etwas –

und die andere Konstituante

– ich weiß es.

Also: die Aussage der notwendigen Vernunft

– ich weiß etwas und ich weiß es –

enthält die Aussagen (2) und (1). Sie sind verschiedenartig: die Aussage (1) kommt aus dem Wissen; die Aussage (2) kommt aus dem Bewußtsein. Das Bewußtsein ist so nur eine Bestätigung der Existenz des Wissens von dem Wissen. Die Äquivalenz

– ich weiß es „hat die Eigenschaft“ mir ist bewußt –

führt anschaulich das Bewußtsein ins Spiel ein. Also: die Aussage

– mir ist bewußt, daß ich weiß etwas –

und die Aussage (3) sind dasselbe. Die Möglichkeit einer unendlichen Reihe der Wissen ist damit ausgeschlossen. Das ist aber nur eine Privilegie der notwendigen Vernunft. Die kontingente Vernunft doch spürt einen Unterschied; ihr ist aber die Quelle der Schwierigkeiten vorstellbar. Eine Flucht aus der Unendlichkeit wird ihr gewährleistet.

Demzufolge entsteht das ganze Wissen durch den Prozeß der Umwandlungen des begabten Wissens. Das Wissen über das Wissen ist mit Mitteln des Wissens unaussprächlich: ein Zutritt ist diesem Wissen gesperrt. Dies stimmt mit dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz überein: die Aussagen über Mathematik können nicht mit Mitteln der Mathematik kodifiziert werden. Wir wissen nichts von dem Denkprozeß, der das grundlegende Wissen von der Mathematik liefert. Darauf ist die ganze Mathematik ein System der Tautologien. Die Aussage

1 = die Spiegelung der Zahl 1

ist natürlich sinnvoll. Aber: im Falle der Preferenz

1 = die Definition der Zahl 1

ist die Aussage zum Scheitern verurteilt (Gödel zufolge impliziert sie das Paradox). Dies ist selbstverständlich: "die Definition der Zahlen ist unmöglich" ist eine Folge der Tatsache "das Wissen über Beweisbarkeit der Axiomatik ist unmöglich". Die Ursache kontingenter Vernunft transzendiert anschaulich das mögliche Wissen. Was wäre dann die denkende Materie, die transzendiert den Umfang des möglichen Wissens?

3. Bohr oder Einstein

Der Kantschen Kritik zufolge sind geistige Gewißheit und physikalische Bestimmtheit, als Folge der Unberührheit verschiedener Wirklichkeiten, unvergleichbar. Eine Überraschung kam aber aus der Quantentheorie: die geistige Ungewißheit und die physikalische Unbestimmtheit sind untrennbar verbunden. Diese These schuf den Raum für die Tätigkeit der Wahrscheinlichkeit. Einstein protestierte mit der Bemerkung: "Gott würfelt nicht.". Zugleich wünschte er zu viel: "Ich möchte wissen, wie Gott diese Welt erschaffen hat". Die Welt mit den Unschärferelationen war für ihn unannehmbar. Sein Streit mit Bohr war theoretisch unlösbar. Darauf entschied das Experiment: Bohr gewann, Einstein verlor. Warum?

Bohr war ein Vertreter kontingenter Vernunft. Er spekulierte "realistisch": eine epistemologisch unvollständige Quantumtheorie ist physikalisch vollständig.

Einstein war ein Vertreter notwendiger Vernunft. Er spekulierte "unrealistisch": epistemologisch vollständige Quantumtheorie müßte physikalisch möglich sein.

Das "Obergericht" preferiert allerdings eine Wahrheit Einsteins. Dies ist gewiß im Prinzip möglich: die Entzifferung des ontologischen Programms für das vollständige Wissen ist erreichbar! Was kostet aber Einsteins Sieg? Sicher zu viel! Eine unvorstellbare Wahrheit wird vorstellbar?

Die Zentralfrage unserer Erwägung jetzt lautet: was ist die Folge der Entzifferung?

Die Gesamtstruktur der Ontologie wird in diesem Falle kontingenter Vernunft geliefert. Das Ziel ist nur mit ihr erreichbar. Also: das ontologische Material für die vollständige Physik gehört jetzt der kontingenten Vernunft, nicht der Physik. Das vollständige Wissen über Physik impliziert darauf das Verschwinden der Physik. Die kontingente Vernunft bleibt deshalb ohne das Objekt des Wissens. Einigkeit aus zweien (die Bedingung des Wissens) wird jetzt zerstört. Dies ist eine Abschaffung geistiger Aktivität mit dem Fall kontingenter Vernunft ins Nichts.

Also: die kontingente Vernunft kann nicht die Rolle der notwendigen Vernunft übernehmen. Wie sieht es aber alles aus dem Standpunkt der Physik aus?

Die Entstehung der Physik durch eine begrenzte (planierte) Umwandlung der Ontologie verbietet ein scharfes Bild der Natur. Dementsprechend sind die Unschärferelationen Heisenbergs unvermeidbar. Das ist in Übereinstimmung mit dem Standpunkt von Bohr. Andererseits: Einstein zufolge müßten physikalische Unbestimmtheiten (oder geistige Ungewißheiten) durch vollständiges Wissen der Quantentheorie verschwinden. Ein solcher Erfolg erlöscht aber die Unterlage der Physik im Bereich der Ontologie. Diese These ist erweisbar.

Eine theoretische Zwangsvorstellung über Physik ist mit den Planckschen Einheiten für Länge (l0 ≈ 10−33 cm) und Dauer (t0 ≈ 10−43 s) verbunden. Da ist das Wirkungsquantum h/2π eingebaut worden. Die Eroberung des vollständigen Wissens bedeutet aber die Abschaffung der Unschärferelationen. Als Folge wird die Plancksche Konstante h praktisch aus dem Spiel entfernt. Demnach müssen die Planckschen Einheiten verschwinden. Die Implikation

h = 0   ε   (l0 = 0, t0 = 0)

stellt faktisch die Zerstörung ontologischer Unterlage der Physik fest. Dieses Ereignis führt zum Verschwinden der gesamten Struktur der Raum-Zeit mit dem ganzen Inhalt physikalischer Welt: es ist ein Stürz ins Nichts.

4. Schlußfolgerung

Offenbarungen liefern immerfort neue und neue Überraschungen. Am Anfang der Bibel lesen wir wohl bekannte "Groteske" mit humoristischer Suggestion: Erkenntnis ist gefährlich! Ist sie aber wirklich komisch? Das vollständige Wissen ist ein Synonim für die Zerstörung des Weltalls! Offenbarung braucht verblüffend nur ein Wort für die Mitteilung “Entstehung der Welt”: "Am Anfang war das Wort" (Johannesevangelium)”. Mit der Bedeutung: “Am Anfang war ontologisches Programm für das vollständige Wissen”. Offenbarung braucht weiter nur eine Aussage für elegante Erklärung unserer Anwesenheit in der „Ewigkeit”: "Lasset die Toten ihre Toten begraben" (Matthäusevangelium). Diese Mitteilung ist nicht nebelig. Sie ist eine Warnung mit der Frage: seid ihr bereit die Toten zu töten? Unsinn? Nein! Eine solche Ermordung ist möglich. Dem letzten "Erfolg" kontingenter Vernunft gehört wirklich eine Macht für totale Zerstörung der Existenz. Was ist dann eine Perspektive der Ethik im Licht folgender Möglichkeit: die Enträtselung der ersten Wahrheit ist Ermordung Gottes?!? Die Macht des Wissens ist unvergleichbar gefährlicher als die ungeheuere Macht der Atomwaffe. Wie war Inquisition, ohne den Beweis, innerlich im Recht? Wir sind praktisch Opfer der Struktur aus dem Gödelschen Satz der Unvollständigkeit: Freundlichkeit (oder Feindlichkeit) ist wahr, nicht aber logisch ableitbar. Und noch eine Tragödie strahlt aus den alten Zeiten als crux existentiae: homo homini lupus est! Hängt dann Schicksal der Menschen wirklich von dem Paradoxon ab? Der Kreis ist geschlossen! "Quo vadis Domine?" Petri Heil! Der Angelgruß war da sicher sehr verdächtig! Warum? Alles hängt von dem Glauben ab! Der Mensch ist zugleich ein wahres Glückskind eben als Folge der Gödelschen Entdeckung. Das Paradox aus der Aussage "1 ist nicht 1" bietet eine fruchtbare Idee "Feind ist nicht Feind" an. Und da ist die Lehre Jesu. Die Hauptfrage lautet: ist der Mensch fähig eigene Rettung durch eine wahre Liebe für den Feind zu erreichen? Was haben wir für den Sinn des Lebens? Er muß vor allem eine unangenehme Frage vermeiden: ist Gott bereit dem Tor das Schicksal der Welt überlassen? Warum wäre eine Naturkatastrophe praktisch eine Lösung des Problems? Bis einen anderen Versuch der Notwendigkeit mit der Freiheit der Menschen im Bereich der Kontingenz?

Dieser Essay ist der Erinnerung an meine Tante Helene Gottwald gewidmet.

Literatur:



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